Artikel Schaffhauser Nachrichten „Fünf neue Brummis für die Spedition Hoco“

Seit Ralph Heinemann vor rund drei Jahren das Zepter der Spedition Hofstetter + Co. AG übernommen hat, zeigt die Formkurve der Firma nach oben. Zuletzt wurden fünf Sattelschlepper gekauft – und der Geschäftsführer denkt bereits laut über eine Expansion nach.

Kay Fehr

 

SCHAFFHAUSEN. Beim Speditionsunternehmen Hofstetter + Co. AG, kurz Hoco, fand vor rund drei Jahren eine grosse Restrukturierung statt. Der alte Standort wurde zu klein, man wagte den Umzug in den Ebnatpark. Und nicht nur das: Die Inhaber und der Verwaltungsrat wurden komplett ausgetauscht. Ralph Heinemann wurde Geschäftsführer und mit 45 Prozent Mitinhaber der Firma. Der Umzug innerhalb Schaffhausens war mit viel Risiko verbunden, denn der Geschäftsgang war negativ. «Es war keine einfache Zeit damals, besonders wegen hoher Administrationskosten und ineffizienten Arbeitsprozessen», sagt Heinemann, der bereits 2008 zum Unternehmen stiess und die Entwicklung mitverfolgte. Mit dem Wechsel und damit einhergehenden Investitionen kehrte der Erfolg jedoch zurück. Mittlerweile sind über 30 Mitarbeitende – übrigens mehr Frauen als Männer – bei Hoco tätig, davon wurden acht im vergangenen Jahr neu angestellt. «Seit der Restrukturierung haben wir jedes Jahr besser abgeschlossen als das vorherige», sagt er. Es läuft wieder gut beim grössten Schaffhauser Spediteur, der jährlich über 100 000 Kilometer zurücklegt. Daran hat auch die Pandemie nichts geändert: Der Warenfluss von Gütern wie TV-Geräten und Pneus kam nicht ins Stocken. Sattelschlepper im Eco-Modus

 

Im Laufe des vergangenen Jahres hat sich Hoco fünf Sattelschlepper von Iveco gekauft. Es sind die ersten eigenen Fahrzeuge für das Unternehmen. Die Lastwagen haben eine Leistung von etwa 500 PS, und alle fahren mit sogenannten Euro-6-Motoren und neuer Dieseltechnologie. «Damit fahren wir so umweltfreundlich wie möglich», sagt Heinemann. Zudem falle die Schwerverkehrsabgabe geringer aus, wenn die Technologie auf dem neusten Stand ist. Der Geschäftsführer wäre auch für neue Antriebe sehr empfänglich, allerdings seien diese aktuell für Hoco nicht finanzierbar. «In den nächsten Jahren wird im Bereich der alternativen Kraftstoffe einiges gehen. Aber auch Dieselmotoren sind mittlerweile sehr effizient und können gedrosselt im energiesparenden Eco-Modus laufen.» Probleme wie die Reichweite bei Elektromotoren oder die fehlenden Tankmöglichkeiten bei flüssigem Erdgas müssten erst behoben werden, bevor die Alternativen infrage kämen. Der hohe Dieselpreis stelle in der Zwischenzeit keine Herausforderung dar. «Unsere Kunden sind uns wohlgesinnt, die Mehrkosten konnten wir weitergeben», so Heinemann.

 

Die Lieferfristen für die LKW waren unterschiedlich – manche waren innerhalb eines Monats da, auf andere wartet Heinemann heute noch. «Wir haben von Iveco aber Überbrückungsfahrzeuge erhalten, das war die Bedingung für den Deal.» Dass man neue Sattelschlepper einfach so kaufen kann, sei momentan nicht selbstverständlich: Andere Marken hätten teilweise Lieferfristen von bis zu zwei Jahren. «Wir mussten flexibel sein, was die Ausstattung angeht, aber das war es uns wert, wenn wir dafür schnell an die Lastwagen kommen.»

 

Grundsätzlich ist ein Spediteur nur um die Organisation des Transports besorgt, die eigentlichen Fahrten übernehmen Partnerfirmen. Mit eigenen Sattelschleppern sei das Unternehmen aber unabhängiger, so Heinemann. «Besonders zu Beginn der Pandemie war der Frachtenmarkt angespannt. Die Transportunternehmen hatten selbst genügend Aufträge und zu wenige Fahrer.» Trotz eigenem Fuhrpark werde Hoco aber weiterhin auf seine Partner setzen. Dadurch ist die Spedition nicht nur in der Schweiz, sondern auch in ganz Europa präsent – mit Ausnahme von Russland, der Ukraine und Belarus. Die fünf Sattelschlepper werden in erster Linie im süddeutschen Raum benötigt. «Import und Export mit Deutschland, Lagerlogistik sowie Verzollungsdienste tragen am meisten zu unserem Umsatz bei. Schaffhausen ist mit seiner Grenznähe ein optimaler Standort dafür», sagt der Geschäftsführer. «Es braucht die Jungen»

 

Heinemann legt viel Wert auf die junge Generation, denn er spürt den Fachkräftemangel. «Es braucht die Jungen. Wir müssen uns entsprechend verkaufen und dürfen ihnen keine Steine in den Weg legen.» Jedes Jahr wird ein Spediteur oder eine Spediteurin ausgebildet. Aktuell befinde man sich laut Heinemann aber in einer komfortablen Situation.

 

Der Geschäftsführer blickt auf ein erfolgreiches 2022 zurück, die Auftragszahlen seien zufriedenstellend gewesen. Dazu beigetragen haben auch viele Mosaiksteinchen der Professionalisierung, beispielsweise durch die Einstellung einer Perso­nalverantwortlichen. Fürs 2023 erwägt Heinemann gar eine Expansion. Da die Post ihren Standort auf dem Ebnat verlässt und nach Beringen zügelt (siehe SN vom 10. Dezember), wird direkt vor den Toren Hocos Platz frei. «Ein weiterer Sprung nach vorne ist auf jeden Fall möglich», sagt der ambitionierte Geschäftsführer. Die grösste Herausforderung dabei: «Immer innovativ bleiben und spüren, was der Markt will. Sonst ist man schnell weg vom Fenster.»

 

«Schaffhausen ist mit seiner Grenznähe ein optimaler Standort für Importe und Exporte mit Deutschland.»

Ralph Heinemann Hoco-Geschäftsführer