Neue LED-Banden für den FC Schaffhausen

Hier packt der Chef noch persönlich an. Thomas Bollinger von der gleichnamigen «Bollinger AG» wuchtet die Rollcontainer mit vollem Schwung in die FCS-Arena. Gerade wurde das Equipment für die Installation der LED-Banden aus dem LKW geladen, schon legt Bollinger Hand an. «Mir geht es darum, ein positives Signal zu setzen», sagt der Unternehmer. Bollinger selbst gehört dem neu geschaffenen Beirat an, welcher dem FCS-Verwaltungsrat zur Seite steht. Seit dem Jahr 1996 sei er beim FCS mit dabei, offenbart er. «Zuerst nur in kleinerer Form. Das hat sich aber immer mehr intensiviert. An mir kann man sehen, dass aus einer kleineren Sache auch mal was Grösseres entstehen kann.»
Und «grösser» und «mehr» kann der FCS aktuell sehr gut gebrauchen, gerade im Bereich der Finanzen und des Sponsorings, aber auch bei der Fangunst. Denn rein monetär ist aktuell ein Investor aus dem Ausland in weite Ferne gerückt, der womöglich mit viel Geld dem Munotstädter Proficlub alle Sorgen auf einmal nimmt. So hatte bereits Jimmy Berisha angestossen, dass man womöglich nicht nur auf eine Karte setzen sollte, «vielleicht gelingt es ja, dass sich ein Konsortium aus mehreren Sponsoren zusammentut und so in den Klub investiert», sagte der FCS-CEO im Januar.
Mit dabei im «LED-Banden-Boot» ist auch Ralph Heinemann, CEO von «Hoco», einem Schaffhauser Transportlogistikunternehmen. Er sorgt mit seinen Mitarbeitern dafür, dass die Werbetafeln per Spedition im Zürcher Letzigrund aufgeladen wurden, um sie hernach in der FCS-Arena wieder aufzubauen. «Wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass es auch zukünftig Profifussball in Schaffhausen gibt», sagt Heinemann. «Ich hoffe einfach, dass das Signalwirkung hat und weitere Unternehmen mit aufspringen und sich engagieren.»
Vorerst für das Cupspiel gegen Servette Genf (Sonntag, 14.30 Uhr) und das Ligaheimspiel gegen Xamax Neuenburg (Freitag, 20. September) wurden die Banden ausgeliehen, hernach müssen sie zurück nach Zürich, wenn dann die Grasshoppers und der FCZ wieder Ligapartien austragen. Bis Januar müsse man etwas provisorisch verfahren, weiss Bollinger. Doch die intensiven Bemühungen auch von Seiten des FCS, hier im Speziellen von Marketing-Leiter Massimo Balloi, sollen helfen, dass im neuen Jahr wieder fix installierte Banden im Schaffhauser Stadion vorhanden sind. Heinemann will mit dafür sorgen, dass es auch bis dahin keine Heimspiele mehr gibt ohne elektrische Werbetafeln. «Ich fahre für den FCS auch nach Lugano oder Bern, um die Banden abzuholen. Der Klub hat es nicht einfach und braucht Unterstützer, die anpacken.»
Erst vor Wochenfrist hat Berisha offenbart, dass die Kassen komplett leer sind, der FCS einen eisernen Sparkurs fahren muss. Deshalb sei er über diese Unterstützung extrem froh. «Das zeigt auch, welche Power die Region Schaffhausen besitzt», sagt der CEO – und frohlockt sogar, obwohl die Zeiten schwierig sind. «Wer über den FCS spottet, wird sich noch wundern.»
Doch auch Berisha weiss, dass die punktuelle Installierung von LED-Banden nur ein erster Schritt der Sanierung ist. Er habe einen Scherbenhaufen vorgefunden, sagt der 42-Jährige. «Wir sind noch immer dabei, Fehler von unseren Vorgängern auszubügeln.» So hofft der CEO darauf, dass zumindest in absehbarer Zukunft der Stadionname wieder verkauft werden kann, ein Investor ist dagegen in weiter Ferne. Das Interesse des saudischen Prinzen Abdullah bin Saad Abdulaziz Al Saudin ist erkaltet. Auch mögliche Geldgeber aus Katar, den USA oder Deutschland haben bis dato den Daumen gesenkt, «nachdem sie unsere Bilanzen gesehen haben», erklärt Berisha. Denn die Unterhaltskosten des Stadions sind immens, der FCS muss rund 900’000 Franken pro Jahr nur in die Instandhaltung investieren. «Solch einen Betrag kannst du in der Challenge League nicht refinanzieren», weiss der FCS-CEO.
Doch jetzt wird der Fokus auf die nächsten Tage gerichtet. Am Sonntag kommt der Super-League-Leader in die Munotstadt, im Schweizer Cup trifft der FC Schaffhausen auf Servette Genf. Mit der Euphorie der Bandeninstallation im Rücken erwartet Thomas Bollinger «ein Überraschungsspiel. Wir werden sicher nicht hintenreinstehen, unser Coach Ciriaco Sforza wird voll auf Angriff gehen, es ist schliesslich ein Cupspiel.» Zugleich richtet er nochmals einen Appell an die Stadt und die Region. «Wir brauchen viele Schaffhauser im Stadion, um die Mannschaft zu tragen. Dann kommt da was Gutes bei rüber.»
Und auch wenn es gegen den Titelverteidiger im Schweizer Cup geht, der erst vor Kurzem den FC Chelsea in der Qualifikation zur Conference League mit 2:1 besiegen konnte. CEO Berisha glaubt an die Chance: «Sonst bräuchten wir ja erst gar nicht antreten», sagt er mit einem Lachen – und gibt selbstbewusst zu Protokoll: «Nicht nur wegen des Wetters muss sich Servette warm anziehen.»
Quelle: Schaffhauser Nachrichten